Strategie mit Substanz: Nachhaltigkeit, die wirkt.
- Alison Marburger

- 31. Juli
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 15. Sept.
Beratungsbeispiel: WE Chem International – Verantwortung im Mittelstand neu denken
Wie lassen sich Nachhaltigkeit, wirtschaftlicher Erfolg und gesellschaftliche Verantwortung im Mittelstand wirksam verbinden – jenseits von Formalismen und Pflichtberichten? Im Interview berichten die Geschäftsführer von WE Chem International GmbH, wie sie den Spagat zwischen wachsendem regulatorischen Druck und authentischem Handeln meistern.
Im Rahmen einer strategischen Zusammenarbeit durfte ich WE Chem bei der systematischen Verankerung ihrer Vision und der Weiterentwicklung ihrer Nachhaltigkeitsstrategie begleiten. Die Vision „WE Chem do better – WEvolution“ ist aus dem Unternehmen selbst heraus entstanden – meine Rolle bestand darin, diesen Prozess strukturiert zu moderieren, strategisch zu rahmen und mit unternehmerischer Klarheit zu unterstützen.
Das Gespräch zeigt, wie durchdachte Strategiearbeit, praxisnahe Prozessbegleitung und ein klarer Wertekompass neue Wege öffnet – gerade dort, wo klassische Konzernlogik an ihre Grenzen stößt.
📄 Lesen Sie hier das komplette Interview.
„Nachhaltigkeit beginnt bei den Menschen“
Ein Gespräch mit der Geschäftsführung von WE Chem International über Verantwortung, Bürokratie – und warum echte Nachhaltigkeit bei Kindern anfängt.
Velen – Ein Interviewprojekt mit Unterstützung von Octopus Connection
Inmitten wachsender regulatorischer Anforderungen und steigender Erwartungshaltung von Industriekunden stellt sich ein mittelständischer Chemiedistributeur entschieden auf: Die WE Chem International GmbH investiert nicht nur in Nachhaltigkeit – sondern in soziale Verantwortung, wo sie aus Sicht der Geschäftsführung „wirklich etwas bewirken“ kann. Im Interview sprechen Uwe Marburger und Volker Windhoevel offen über die Herausforderungen der Branche, die Realität der Berichtspflichten und ihr eigenes Projekt „WEvolution“.

Herr Marburger, Herr Windhoevel – Nachhaltigkeit ist in der Chemiebranche längst ein zentrales Thema. Was bedeutet das konkret für Sie als Mittelständler?
Volker Windhoevel: Nachhaltigkeit ist für uns kein Schlagwort, sondern tägliche Praxis. Doch gerade als mittelständischer Chemiedistributeur erleben wir die Kehrseite: Während große Konzerne eigene Nachhaltigkeitsabteilungen aufbauen, fehlt uns schlicht die Manpower. Gleichzeitig werden wir – obwohl formal von vielen Berichtspflichten gar nicht betroffen – immer stärker in die Pflicht genommen.
Inwiefern?
Uwe Marburger: Rechtlich gesehen unterliegen wir weder der CSRD, noch dem Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz oder der EUDR. Aber unsere Kunden – meist große internationale Unternehmen – sind berichtspflichtig. Und sie geben den Druck weiter. Wir werden mit umfangreichen Fragebögen überflutet, müssen Daten zu CO₂-Fußabdrücken liefern, an Plattformen wie EcoVadis oder Together for Sustainability (TfS) teilnehmen – andernfalls droht der Verlust von Aufträgen.
Das klingt, als würden faktisch Pflichten entstehen, obwohl es rechtlich keine gäbe?
Windhoevel: Ganz genau. De facto hat sich eine neue Realität entwickelt: Auch ohne gesetzliche Pflicht entstehen faktisch neue Anforderungen, die wir erfüllen müssen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Wenn wir liefern wollen, müssen wir mitziehen. Die Verantwortung wird von der Politik auf die Unternehmen abgewälzt – gerade auf uns Mittelständler, die keine Lobby haben und oft auf sich allein gestellt sind. Wir tragen Mitverantwortung für globale Herausforderungen, aber ohne die entsprechenden Ressourcen.
Wie gehen Sie mit dieser Situation um?
Marburger: Natürlich könnten wir uns durchmogeln. Ein bisschen Greenwashing, ein paar hübsche PDFs. Aber das ist nicht unser Stil. Wir stehen für eine klare Haltung. Gerade weil Nachhaltigkeit in manchen Kreisen zur Marketingfloskel geworden ist, wollen wir zeigen, dass es auch anders geht und Verantwortung übernehmen.
Windhoevel: Für uns ist klar: Wenn wir Verantwortung übernehmen, dann dort, wo wir wirklich etwas bewegen können.
Was heißt das konkret für WE Chem?
Windhoevel: Wir haben uns entschieden, dort zu investieren, wo Nachhaltigkeit unmittelbar und menschlich wirksam wird: in Inklusion und gesellschaftliche Teilhabe.
Unter dem Dach unseres Projekts „WEvolution“ fördern wir gezielt neurodivergente Kinder und Jugendliche – gemeinsam mit HerausForderung e. V. (www.herausforderung-angenommen.de) , einer Organisation, die Inklusion nicht nur fordert, sondern im Alltag lebt. Diese Partnerschaft ist unser Leuchtturmprojekt, weil sie zeigt, wie soziale Nachhaltigkeit ganz konkret Gestalt annimmt.
Ergänzend dazu arbeiten wir mit der Lebenshilfe Borken (www.lebenshilfe-borken.de) zusammen – einem starken lokalen Partner, der sich mit großer Erfahrung für die Teilhabe von Menschen mit Behinderung einsetzt. Ob durch Bildung, Assistenz oder Freizeitangebote: Auch hier steht Inklusion im Mittelpunkt.
Diese beiden Partnerschaften verbindet ein klares Ziel: Menschen stärken – Strukturen öffnen – Vielfalt ermöglichen. Für uns ist das keine Pflicht, sondern Ausdruck dessen, wofür WE Chem steht: Nachhaltigkeit, die bei den Menschen beginnt.
Wie passt das zu Ihrem Engagement bei Responsible Care und Chemie³?
Marburger: Als Teilnehmer der globalen Responsible-Care-Initiative und verantwortungsbewusstes Unternehmen ist für uns klar: Nachhaltigkeit ist mehr als CO₂-Reduktion. Sie hat auch eine soziale Dimension – und die wird viel zu oft vergessen. Wir setzen ein Zeichen dafür, dass wirtschaftlicher Erfolg und gesellschaftliche Verantwortung zusammengehören. Nachhaltigkeit beginnt nicht bei CO₂-Berichten – sie beginnt bei Menschen. Inklusion ist für uns kein Randthema, sondern ein zentrales Element unternehmerischer Verantwortung.

Ein starkes Statement. Was wünschen Sie sich von der Politik?
Windhoevel: Weniger Symbolpolitik und mehr praxisnahe Unterstützung für mittelständische Betriebe. Es braucht Förderungen, klare Leitlinien und digitale Standards, die nicht nur für Konzerne gemacht sind. Und vor allem: Vertrauen in die, die Nachhaltigkeit leben wollen – nicht nur dokumentieren.
Abschließend gefragt: Wie wichtig ist externe Beratung für Sie als mittelständisches Unternehmen, wenn es darum geht, komplexe Themen wie Nachhaltigkeit, Strategie oder Qualitätsmanagement systematisch anzugehen? Und welche Rolle spielte die Zusammenarbeit bei der strategischen Verankerung Ihrer Vision?
Windhoevel: Externe Beratung ist für uns kein Luxus – sie ist im Mittelstand essenziell. Der Alltag lässt oft kaum Raum, um sich tief mit strategischen oder regulatorischen Anforderungen zu befassen – etwa mit der Einführung von Qualitätsmanagementsystemen oder der strukturierten Vorbereitung auf Plattformen wie EcoVadis oder TfS (Together for Sustainability). Auch wenn wir formal nicht berichtspflichtig sind, spüren wir den Druck durch unsere Kunden – und wir wollen vorbereitet sein. Dafür brauchen wir Partner, die Mittelstand verstehen, aber auch Weitblick und Struktur mitbringen.
Marburger: Unsere Vision „WE Chem do better – WEvolution“ ist aus einem internen Prozess heraus entstanden – sie spiegelt unsere Werte und Haltung wider. Die Zusammenarbeit mit Octopus Connection hat uns geholfen, diesen Prozess strategisch zu ordnen, fokussiert weiterzuentwickeln und im Unternehmen zu verankern – nicht als Selbstzweck, sondern als echte Handlungsgrundlage.
Auch bei der Umsetzung von EcoVadis und TfS profitieren wir aktuell von dieser Zusammenarbeit – etwa bei der Vorbereitung auf Anforderungen, der Entwicklung geeigneter Strukturen und dem bewussten Umgang mit Ressourcen. Alison hat uns dabei nicht belehrt, sondern begleitet – mit Klarheit, Substanz und Respekt für unsere Realität als mittelständisches Unternehmen.
Sie möchten Nachhaltigkeit, Qualität und Verantwortung in Ihrem Unternehmen strategisch verankern – ohne dabei die Realität aus dem Blick zu verlieren?
Dann lassen Sie uns sprechen.
Ich freue mich auf ein erstes Orientierungsgespräch.

Über WE Chem International GmbH
Die WE Chem International GmbH mit Sitz im westfälischen Velen ist ein inhabergeführter, mittelständischer Chemiedistributeur mit internationaler Ausrichtung. Das Unternehmen beliefert Kunden aus Industrie und Handel mit hochwertigen chemischen Rohstoffen und Spezialitäten – zuverlässig, flexibel und mit einem klaren Qualitätsanspruch.
Die Vision von WE Chem lautet:„WE Chem do better – WEvolution. Gemeinsam mit unseren Partnern nutzen wir unsere Stärke, um die Zukunft verantwortungsvoll zu gestalten.“
Im Mittelpunkt steht dabei der Mensch. Denn bei WE Chem ist man überzeugt: Geschäfte werden zwischen Menschen gemacht – auf Basis von Vertrauen, Leistung und Partnerschaft.
Dieses Selbstverständnis prägt auch das Nachhaltigkeitsengagement: Als Teilnehmer der globalen Responsible-Care-Initiative verfolgt WE Chem einen ganzheitlichen Ansatz, der weit über ökologische Standards hinausgeht.


Kommentare